NRW bleib sozial! – Unter diesem Aufruf startete im Herbst vergangenen Jahres die große Sozialkampagne der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen. Mit der Kampagne wollte man landesweit auf die unerträglichen Missstände im sozialen Bereich aufmerksam machen. Mit der Demo am 19. Oktober 2023 vor dem Landtag haben 25.000 Menschen bereits ein starkes Zeichen gegenüber der Landespolitik gesetzt. Passiert ist bislang jedoch wenig. Daher muss auch weiterhin auf die unzureichenden Zustände im sozialen Bereich aufmerksam gemacht werden.
Unter dem Motto „Black Week – Gehen hier bald die Lichter aus? Gegen den Ausverkauf der sozialen Landschaft in NRW!“ führt die Freie Wohlfahrtspflege NRW diese Sozialkampagne weiter und ruft von Montag, 10., bis Freitag, 14. Juni, zu einer Aktionswoche auf.
Der Appell ist ausschließlich an die Landesregierung gerichtet, um auf Probleme wie Unterfinanzierung, Fachkräftemangel, Versorgungsunsicherheiten oder überbordende Bürokratie aufmerksam zu machen, denn der Arbeitsmarkt ist leergefegt, die Freie Wohlfahrtspflege unterbesetzt und entsprechend überlastet. „Die Mängelliste in der Wohlfahrtspflege wird immer länger und es ist nicht absehbar, dass sich die Situation verbessert. Im Gegenteil: Aufgrund der demografischen Entwicklung wird zum Beispiel die Zahl der Pflegebedürftigen weiter ansteigen“, ist sich Andrea Farnschläder, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände (AGW) Oberhausen, sicher und fährt fort: „Weder der Bund noch die Länder bemühen sich, eine gesicherte gesetzliche Struktur der Pflege zu entwickeln.“ Das sei nicht nur für die Mitarbeitenden belastend, sondern auch für diejenigen, die auf Pflege angewiesen seien. Denn die Kosten würden Jahr für Jahr steigen und somit auch die Eigenanteile. „Uns liegen Schätzungen vor“, so Andrea Farnschläder, „dass bis 2026 in Deutschland 36 Prozent der Heimbewohner Sozialhilfe empfangen werden.“
So fordert die Wohlfahrtspflege zum Beispiel, den Einsatz von Leiharbeit in der Pflege durch eine gesetzlich geregelte Höchstgrenze zu reglementieren und, um die Attraktivität des Berufs zu steigern, die Gehälter in der ambulanten und stationären Pflege an die der Krankenhäuser anzupassen – und diesen gewaltigen und vor allem gerechten Gehalts-Anstieg zu refinanzieren.
Davon ebenfalls betroffen sind der Offene Ganztag, der Kita-Bereich und auch die Soziale Arbeit. „Die gesamte soziale Infrastruktur in NRW steckt in einer bedrohlichen Krise, und von der Landespolitik kommen nicht mehr als warme Worte“, kritisiert Andrea Farnschläder.
Ausdrücklich dankt Andrea Farnschläder Oberbürgermeister Daniel Schranz und der Sozialverwaltung der Stadt Oberhausen, die über verschiedenste Maßnahmen die Versäumnisse der Landespolitik abgefangen haben und die Freie Wohlfahrtspflege in Oberhausen unterstützen.